





Schwarz Weiß Fotografie Schwarz-Weiß-Fotografie: Warum sie mehr ist als Farbe entfernen – und wie du sie richtig einsetzt
Schwarz Weiß Fotografie ist eine bewusste Einschränkung und Entscheidung. Sollte sie zumindest sein! Trotzdem entstehen viele Schwarz-Weiß-Bilder nach dem gleichen Prinzip: Farbe raus, fertig. Das Ergebnis wirkt oft zufällig, flach oder beliebig.
In diesem Artikel zeige ich dir, wann Schwarz-Weiß wirklich Sinn macht, warum du niemals direkt in Schwarz-Weiß fotografieren solltest und wie du mit einfachen Mitteln deutlich stärkere Bilder erzeugst, mit einem besseren Verständnis für Bildwirkung.
🎧 Passend zum Artikel: In dieser Podcast-Episode spreche ich ausführlicher über Schwarz-Weiß-Fotografie, Bildwirkung und bewusste Entscheidungen beim Fotografieren.
👉 Weitere Inspirierende Folgen findest du in meinem Fotografie Podcast Coffee and Cameras.
Schwarz-Weiß sollte nie entstehen, weil der Weißabgleich nicht gepasst hat, die Farben gestört haben oder das Bild stark rauscht. Das ist der falsche Ansatz.
Ein gutes Schwarz-Weiß-Foto funktioniert, weil Farbe bewusst weggelassen wird. Ohne Farbe bleiben Licht, Kontrast, Formen, Strukturen und Bildaufbau. Genau das macht Schwarz-Weiß so ehrlich – und so anspruchsvoll.
Technisch ist das möglich, sinnvoll ist es nicht.
Wenn du direkt in Schwarz-Weiß (JPEG) fotografierst, verlierst du alle Farbinformationen. Du überlässt die Bildwirkung der Kamera und nimmst dir jede Möglichkeit, später gezielt einzugreifen.
Der bessere Weg ist simpel: Fotografiere immer in RAW. Wenn du willst, kannst du deine Kamera trotzdem auf Schwarz-Weiß stellen – aber nur für die Vorschau. So hast du beim Fotografieren das richtige Gefühl und in der Bearbeitung volle Kontrolle. Gerade bei Fujifilm ist das über die Filmsimulationen ideal gelöst.
Wenn du Bildwirkung, Technik und die Einstellungen deiner Kamera besser verstehen willst, ist mein Fotokurs Grundlagen der Fotografie eine gute Basis – unabhängig von Farbe oder Schwarz-Weiß.

So behältst du alle Farbdaten für die spätere Bearbeitung und kannst den
Schwarz-Weiß-Mischer optimal nutzen.
Die Schwarz-Weiß-Vorschau in der Kamera dient nur dem Gefühl – die eigentliche
Entscheidung triffst du später in der Entwicklung.
Ein Bild einfach zu entsättigen ist der häufigste Fehler in der Schwarz-Weiß-Fotografie. Alle Farben werden gleich behandelt, das Ergebnis ist meist flach.
Stell dir eine grüne Wiese unter blauem Himmel vor. Entsättigung macht daraus zwei ähnliche Grautöne. Spannung entsteht so nicht, das geht besser!
Der Schlüssel ist der Schwarz-Weiß-Mischer. In jedem guten RAW-Converter kannst du steuern, wie stark einzelne Farben ins Schwarz-Weiß-Bild einfließen. Dunkler Himmel, helle Wiese, klare Trennung – das ist echte Schwarz-Weiß-Fotografie.
Genau dieses bewusste Sehen – also Entscheidungen vor dem Auslösen zu treffen – ist Kerninhalt meines Kurses Fotografisches Sehen.
| Aspekt | Einfache Entsättigung | Mit Schwarz-Weiß-Mischer |
|---|---|---|
| Behandlung der Farben | Alle Farben gleich grau | Jede Farbe individuell steuerbar |
| Beispiel: Grüne Wiese + blauer Himmel | Beide ähnliche Grautöne → flach | Dunkler Himmel, helle Wiese → starker Kontrast |
| Vorteil | Schnell und einfach | Dramatisch, kreativ, professionelles Ergebnis |
| Nachteil | Oft langweilig, wenig Tiefe | Erfordert etwas mehr Zeit |
Schwarz-Weiß lebt davon, den Blick des Betrachters zu lenken.
Dazu brauchst du keine aufwendige Retusche. Schon kleine Eingriffe reichen: unwichtige Bereiche abdunkeln, relevante Bildteile aufhellen, eine dezente Vignette einsetzen oder lokale Kontraste anpassen.
Gerade Bilder mit viel Tiefe, vielen Details oder durchgehender Schärfe profitieren davon enorm. Gute Schwarz-Weiß-Fotos erklären dem Betrachter, wo er hinschauen soll.

Es gibt keine festen Regeln, aber klare Tendenzen. Sehr gut funktioniert Schwarz-Weiß bei Architektur, Street-Fotografie, Landschaft, Reportage. Aber insbesondere ist s/w ideal für gute Porträts.
| Genre | Warum gut in S/W? | Typischer Effekt |
|---|---|---|
| Architektur | Formen und Strukturen stehen im Vordergrund | Klare Linien und Kontraste ohne Farbablenkung |
| Street-Fotografie | Emotionen und Momente pur | Reduziert auf das Wesentliche |
| Landschaft | Dramatik durch Kontrast und Licht | Dunkle Himmel, helle Details, mehr Tiefe |
| Porträt | Fokus auf Ausdruck, Hauttextur und Augen | Zeitlos, intensiv, weniger Ablenkung |
| Reportage | Ehrlichkeit und Zeitlosigkeit | Weniger „laut“, mehr emotionale Tiefe |
Überall dort, wo Formen wichtiger sind als Farben, Farben ablenken oder Emotionen reduziert, aber verstärkt werden sollen, spielt Schwarz-Weiß seine Stärke aus. Es ist oft leiser als Farbe – und genau das verstärkt Bildaufbau und Bildwirkung.
Manchmal entscheidest du dich heute für Schwarz-Weiß und morgen dagegen. Das ist völlig normal.
Schwarz-Weiß ist subjektiv, stimmungsabhängig und von deiner Tagesform beeinflusst. Versuche nicht, jede Entscheidung logisch zu begründen. Bildstil entsteht durch Wiederholung, nicht durch Regeln.
Wenn du Schwarz-Weiß ernst meinst, solltest du deine Bilder drucken. Besonders empfehlenswert ist ein Tintenstrahldruck auf Baumwollpapier. Die Schwarztöne wirken deutlich satter, der matte Look ist edel und ruhig. Wichtig: möglichst kein Glas davor, sonst holst du dir den Glanz wieder ins Bild.
Zum Vergleich: Ein Farbbild hinter Acrylglas knallt. Ein Schwarz-Weiß-Bild auf Baumwollpapier wirkt.
Wie stark Schwarz-Weiß als Print wirken kann, sieht man besonders gut an hochwertig gedruckten Schwarz-Weiß-Bilderwänden – fernab von Glas, Glanz und Bildschirmlicht.
Saubere Tonwerte und Prints, die erst an der Wand eine beeindruckende Wirkung entfalten.
Sollte ich Schwarz-Weiß schon beim Fotografieren entscheiden?
Ja, aber nur als Vorschau. Fotografiere immer in RAW.
Ist Schwarz-Weiß einfacher als Farbe?
Nein. Oft ist es sogar anspruchsvoller.
Kann ich verrauschte Bilder in Schwarz-Weiß retten?
Manchmal wirkt Rauschen dort weniger störend, sollte aber kein Grund sein.
Brauche ich Photoshop?
Nein. Ein guter RAW-Converter reicht völlig.
Schwarz-Weiß-Fotografie ist kein Trick. Sie ist eine Haltung.
Wenn du sie bewusst einsetzt, Bilder steuerst statt zufällig zu entsättigen und deinem Bauchgefühl vertraust, entstehen Fotos mit Ruhe, Tiefe und Charakter.
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